Kirche & Glauben
Gedanken zum Glaubensbekenntis
Kurz vor Ostern fiel mir ein interessanter Artikel über eine seit 2006 geführte Diskussion in den evangelisch-reformierten Landeskirchen der Schweiz in die Hände. Sie wollen sich ein aktuelles gemeinsames Glaubensbekenntnis geben. Dazu legten sie ein Werkbuch mit unterschiedlichen Bekenntnis zur Diskussion vor, u.a. auch mit dabei das Glaubensbekenntnis von Kappel. Ein Text, der auf eine Vorlage des Theologen und Schriftstellers Kurt Marti zurückgeht (s. unten).
Auch bei uns gibt es eine Menge modern formulierte Bekenntnisse, selbst im Ev. Gottesdienstbuch werden einige Vorschläge gemacht. Und hin und wieder finden sie auch Eingang in unsere Gottesdienste. Insofern ist das auch für uns nichts Neues. Und doch gibt es im Verhältnis zu uns einen erheblichen Unterschied. Grundlage und Regel für unsere Gottesdienste ist das Apostolische Glaubensbekenntnis. Dieses alte Bekenntnis verbindet uns mit der Tradition und mit den weltweiten Kirchen. Die Mehrzahl der Christen wird es auswendig kennen. In der Schweiz ist das nicht der Fall. Dort hatte man sich vor 150 Jahren über das Apostolikum, wie es auch genannt wird, derart zerstritten, dass eine Spaltung der Kirche drohte. Um diese drohende Spaltung zu vermeiden, verzichtete man in Zukunft auf dieses alte Bekenntnis. Das gilt bis heute. Auch in Deutschland wurde hin und wieder über das Apostolikum diskutiert. 1891 etwa verweigerte ein württembergischer ev. Pfarrer aus Gewissen-gründen das übliche Sprechen des Apostolikums während der Taufe. Er könne einige Passagen wie etwa die Jungfrauengeburt nicht mehr nachsprechen. Er wurde fristlos aus seinem Dienst entlassen. Berliner Theologiestudenten wandten sich daraufhin an den Theologen Adolf von Harnack und baten um eine Stellungnahme. Im Rahmen einer Vorlesung äußerte er ebenfalls einige Kritikpunkte, die 1892 publiziert worden sind. Hier regte er u.a. auch die Schaffung eines neuen gleichrangigen Formulars an. Die Veröffentlichung löste einen Protest in der kirchlichen Öffentlichkeit aus. In Deutschland hatte man in der Folge zwar über die theologische Interpretation der einzelnen Passagen diskutiert, aber nicht mehr um das Formular selbst.
Einen kleinen Einblick über die Diskussionen in jener Zeit bieten auch die Briefe des bekannten Boitzenburger Vikars Heinrich Wolfgang Seidel „Drei Stunden hinter Berlin“ aus dem Jahre 1902. Dieser hatte nämlich bei Adolf von Harnack in Berlin studiert.
Aber zurück zur Schweiz. In diesem Jahr soll ein erneuter Zwischenbericht veröffentlicht werden. Ob sie sich tatsächlich auf ein gemeinsames Bekenntnis einigen können, ist eher fraglich. Trotzdem empfinde ich diese Debatte als sehr anregend. Das alte Bekenntnis verbindet uns mit der Tradition und der Ökumene. Zugleich müssen wir lernen, auch aktuell unseren Glauben zu bekennen. Mit Worten, die auch verstanden werden und die Orientierung geben. Was ist uns Christen wichtig? Was bedeutet uns Gott? Wofür setzen wir uns ein? Mit welcher Hoffnung gestalten wir unser Leben? Wir brauchen dazu nicht nur dicke Bücher oder seitenlange Orientierungshilfen, sondern auch wenige kurze und verständliche Aussagen. Eine Art Bekenntnis, welches nicht noch lange erklärt und interpretiert werden muss. Das ist sowohl für uns Christen wichtig, als auch gegenüber unseren Mitmenschen, denen die christliche Tradition weitestgehend fremd geworden ist. Vielleicht finden Sie ein wenig Zeit und überlegen, wie Sie Ihren persönlichen Glauben in wenigen Sätzen formulieren würden.
Glaubensbekenntnis von Kappel
Ich vertraue Gott, der Liebe ist,
Schöpfer des Himmels und der Erde.
Ich glaube an Jesus,
Gottes menschgewordenes Wort,
Messias der Bedrängten und Unterdrückten,
der das Reich Gottes verkündet hat
und gekreuzigt wurde deswegen,
ausgeliefert wie wir der Vernichtung,
aber am dritten Tag auferstanden,
um weiterzuwirken für unsere Befreiung,
bis Gott alles in allem sein wird.
Ich vertraue auf den heiligen Geist,
der in uns lebt,
uns bewegt, einander zu vergeben,
uns zu Mitstreitern des Auferstandenen macht,
zu Schwestern und Brüdern derer,
die dürsten nach der Gerechtigkeit.
Und ich glaube
an die Gemeinschaft der weltweiten Kirche,
an den Frieden auf Erden,
an die Rettung der Toten
und an die Vollendung des Lebens
über unser Erkennen hinaus.
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erden.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.